Hitchen (horsehair hitching)
Material und Werkzeug

Zum Hitchen benötigt man keine besonders aufwändigen Werkzeuge. Für den Anfang kann man kann sich alles selbst aus Materialien anfertigen die man im Baumarkt bekommt bzw. Gegenstände aus dem Haushalt verwenden.

Man benötigt:
Pferdehaare
Kettfaden
Seele
Schere/ Nagelknipser
2 Holzbretter
Presse
und einen Fixpunkt im Raum, evtl. noch S-Haken

Pferdehaar
Man braucht Rosshaar, also Langhaare von Pferden und zwar eine ganze Menge, denn es wird in Büscheln mit ca. 10 Haaren (sog. Pulls) verarbeitet. natürlich kann man auch mit dickeren oder dünneren Pulls arbeiten, wenn es das Projekt erfordert, das Werkstück wird dann feiner oder grober.

Unter "Langhaaren" versteht man die Haare aus Schweif und Mähne des Pferdes.
Je nach Rasse und Alter sowie Haltung des Pferdes sind die Haare unterschiedlich dick, elastisch lang und mehr oder weniger spröde. Außerdem ist es wie bei fast allen Tieren: Hellhaarige haben meist dünneres Haar als Dunkelhaarige.

Am häufigsten bekommt man schwarze Haare, denn Mähne und Schweif von Braunen und Rappen ist immer schwarz, genau wie die von Falben und auch Rapp- und Braunschecken haben oft zumindest teilweise schwarze Langhaare. Weiß ist schon seltener, denn nur ein Teil der Schimmel, die Isabellen und teilweise die Schecken haben weißes Langhaar. Braunes Langhaar bekommt man nur von Füchsen und teilweise von Fuchsschecken. Viele Schecken und auch viele Schimmel haben Mischfarbiges Langhaar (salz- und pfefferfarben), das natürlich nicht so toll geeignet ist weil man es entweder sortieren muß oder keine Muster damit machen kann.

Die Länge sollte 25 bis 30 cm nicht unterschreiten. Je länger die Haare sind desto seltener muß man neu ansetzen. Damit scheiden die Mähnen der typischen Warm- und Vollblüter meist aus, sie sind zu kurz und teilweise auch zu fein, von diesen Pferden sind meist nur die Schweifhaare tauglich. Von Barockpferden, Ponnys u.ä. kann man nicht nur die Schweif- sondern auch die Mähnenhaare verwenden.

Haare vom lebenden Pferd ausgekämmt oder abgeschnitten sind die Haare qualitativ hochwertiger als die von verendeten oder geschlachteten Tieren. Sie brechen meist weniger und sind oft schöner (das kennen wir ja schon von der Schafwolle, da ist Sterblingswolle ja auch minderwertiger), denn schon ganz kurz nach dem Tod ändert sich die Haarstruktur. Daher wenn möglich auf die Haare lebender Tiere zurückgreifen.

Natürlich kann man die Haare meist nicht direkt vom Pferd herunter verwenden.
Die Haare werden gewaschen und getrocknet, nach Länge und Farbe sortiert und evtl. auf einheitliche Längen gebracht. Bei Bedarf können (vor allem helle) Pferdehaare auch gefärbt werden, das macht man beim Hitchen aber meist erst, nachdem die einzelnen Büschel zusammengezwirnt wurden.


Kettfaden
Der Kettfaden bildet die Basis des gehitchten Stückes. Auf ihn werden die Pulls hehitcht.

Der Kettfaden muß stabil sein, denn er muß Zug aushalten, da er straff gespannt wird. Verzwirnte Garne/ Schnüre sind daher besser geeignet als Single-Garne, ähnlich der Bandweberei.
Er sollte den Pferdehaaren genügend Halt bieten aber nicht so rauh sein, daß man die Knoten nicht zurechtschieben kann.

Meist wird auf Baumwollgarn gehitcht, aber auch Leinen- oder Hanfschnur oder synthetische Materialien sind geeignet. Für welches Kettmaterial man sich entscheidet hängt neben den persönlichen Vorlieben auch davon ab, was man fertigen will. Man muß sich hier immer die Frage stellen wieviel das Kettgarn aushalten muß, ob und in welchem Umfang es Feuchtigkeit ausgesetzt ist, in wie weit es Gerüche annimmt, usw.

Die Stärke des verwendeten Garnes richtet sich nach dem jeweiligen Projekt und sollte zur Dicke der Pulls passen.
Für den Anfänger empfiehlt sich mindestens dreifach verzwirntes Baumwollgarn mit 5 Wicklungen/ cm (ca. 13 WpI)
Wenn man statt einem dicken zwei dünnere Fäden verwendet wird die Arbeit eine flachere, meist schönere Struktur bekommen.
Am Kettgarn sollte man nicht sparen, denn ein gerissener Kettfaden ist ärgerlich und kann die ganze Arbeit zunichte machen.

Seele
Ob die Seele, der Träger auf den der Kettfaden gewickelt wird, nun Werkzeug oder Verbrausmaterial ist hängt vom Projekt ab.

Die meisten gehitchten Stücke werden am Ende von der Seele abgezogen und gepresst. Hier ist die Seele, meist ein Holzstab, nur ein Werkzeug. Manche Stücke, vor allem die, die einen runden Querschnitt behalten sollen werden aber auch auf der Seele belassen. In diesem Fall ist die Seele, meist ein Lederband- oder Riemen, Verbrauchsmaterial.

Für den Anfang verwendet man am besten einen Holzstab, da dieser eine Oberfläche hat die genug Halt für das Kettgarn bietet, stabil ist und sich gut in der Hand halten läßt. Gut geeignet sind Buchenholz-Rundstäbe aus dem Baumarkt, die man auf die passende Länge zurechtsägt. Auch Metall- oder Kunststoffstäbe können geeignet sein. Die Wahl des Materials hängt hier von den eigenen Vorlieben ab.

Die Stärke der Seele richtet sich ebenfalls nach dem Projekt, das man realisieren will. Das fertige abgezogene und gepresste Band ist am Ende ca. 2x so breit wie der Durchmesser des Stockes (bei einem 6 mm-Stab also ca. 12 mm). Die Länge muß der des fertigen Stückes + Zugabe zum halten unten und einem kleinen Überstand oben entsprechen, sollte also min. 15 - 20 cm länger sein als das fertige Stück werden soll.
Für Anfänger ist ein Rundholz mit 0,5 bis 0,6 cm Durchmesser und ca. 30 bis 40 cm Länge gut geeignet. Natürlich kann man auch mit dickeren oder dünneren Seelen arbeiten, aber bei dünneren wird es pfriemelig und bei dickeren braucht man je Runde mehr Knoten und somit mehr Zeit. Beides eignet sich eher für geübtere Hitcher.

Schere/ Nagelknipser
Zum zurechtschneiden der Pferdehaare, zum abschneiden nicht mehr benötigter Pulls und zum beseitigen einzelner, aus der Arbeit herausstehender Haare benötigt man eine Schere.

Diese sollte fein genug sein um Haare direkt an der Arbeit abschneiden zu können, aber genug aushalten um angesichts der starren, harten und oft recht dicken Pferdehaare nicht zu versagen.

Stickscheren sind nur bedingt geeignet, da sie der Belastung durch die Pferdehaare vor allem beim abschneiden ganzer Pulls meist nicht oder nur kurze Zeit gewachsen sind. Haushalts- oder Bastelscheren sind meist zu derb und zu unhandlich. Am besten eigenen sich Nagelscheren (zum abschneiden der ganzen Pulls), Nagelhautscheren (für feinere Arbeiten) und Nagelknipser (zum abzwicken einzelner Haare an der Oberfläche der Arbeit).

Holzbretter
Zum Rollen dar Arbeit benötigt man zwei stabile Holzbretter, am besten aus Hartholz.
Gut geeignet sind Küchenschneidebretter aus Holz, eckige Formen sind besser zu handhaben als runde Bretter.

Presse
Nach dem Hitchen muß das fertige Stück meist von der Seele abgenommen werden und wird danach gepresst um ein flaches Band zu erhalten.

Eine Presse kann man leicht selbst bauen indem man zwei stabile Holz- oder Metallplatten gleicher Größe aufeinander legt und im Abstand von ca. 10 cm rund um den rand der Platten Löcher bohrt. Durch die Löcher steckt man anschließend Schrauben, die man mit Flügelmuttern fixiert.
Die Maße der Presse richten sich nach den Projekten die man arbeiten will.

Holzplatten pressen weicher und erhalten mehr von der ursprünglichen Struktur der Arbeit, Metallplatten erzeugen durch hartes Pressen ein feineres Bild. Was man verwenden will ist Geschmackssache, wobei man darauf achten sollte ausreichend hartes Holz bzw. rostfreies Metall zu verwenden um die Arbeit nicht durch rostflecken zu verschandeln. Natürlich kann man auch andere Pressen die gleichmäßigen Druck aufbauen und halten können zweckentfremden.

Fixpunkt
Um den Kettfaden auf Spannung zu halten muß man diesen über einen Fixpunkt (z.B. einen Fenstergriff, eine Türklinke oder einen Haken/ einen Ring in der Wand) umleiten und zu sich zurück führen. Der Fixpunkt muß genug Zug aushalten, sollte nicht plötzlich nachgeben (Türe evtl. absperren) und sollte so beschaffen sein, daß man das Kettgarn ohne lösen der Enden herunternehmen kann, denn man wird das Stück nicht auf einen Sitz fertig stellen können und kann die Arbeit schlecht einfach hängen lassen. Bei geschlossenen Ringen empfielt es sich daher die kettfäden nicht direkt hindurch zu ziehen sondern einen S-Haken (in angespitzter Form im Volksmund auch Fleischerhaken genannt) einzuhängen und das Kettgarn hier durchlaufen zu lassen.

Je nach Geschmack kann der Einsatz eines Webgürtels oder Anknüpfstäbchens vom Bandweben hilfreich sein um das lose Ende der Kette daran zu befestigen und mit dem eigenen Körper auf Spannung zu bringen.

Anleitung von: greifenritter